Peter Lindenberg - Skulpturen "Kapuzinerkresse" - Kunst im Außenraum
"Kapuzinerkresse" ante portas:
Skulpturen im Außenraum als Ausdruck
einer lebensfreundlichen Ökonomie
Mit anderen Worten: Die Vitalität des Vegetabilen, die Assoziation des Humanen und die Materialität des industriell Produzierten gehen in diesen Skulpturen der "Kapuzinerkresse" eine ganz eigentümliche Verbindung ein, deren Charme sich selbst im Vorübergehen unwillkürlich mitteilt und deren Anwesenheit, als Kunst am Bau zum Beispiel, inneres Gestimmtsein der Menschen beeinflussen kann, die der Skulpturengruppe auf ihrem täglichen Weg begegnen.
Peter Lindenberg, Kapuzinerkresse, Detail, Realisation im Nordsternpark in Gelsenkirchen |
Form-Analyse
Die Groß-Skulpturen vom Typ "Kapuzinerkresse"
entstehen aus einer Kombination von unregelmäßig umgrenzten
Metallscheiben mit unterschiedlich verbogenen Rohren aus Stahl und
Eisen, wobei das verwendete Material die Anmutung von vegetabilen
Gebilden annimmt: es transformiert sich in bildhafte
Erscheinungen von Blättern und Stängeln überdimensionaler
Kresse-Kulturen. Blatt und Stiel verbinden sich dabei teils über
Verschweißung, teils über ein unauffälliges Zwischenstück, das
oben auf dem Rohr des Stängels aufsitzt und die grün lackierte
Metallscheibe mit Schraubbefestigungen hält. Bis zu sieben Meter
hoch sind die Einzelpflanzen in diesen Verbänden, bis zu siebzehn
Stiele zählten bisher die Ensembles - einer Ausweitung und Variation
dieser Zahlenverhältnisse in der Zukunft sind keine Grenzen gesetzt.
Peter Lindenberg, Kapuzinerkresse im Nordsternpark in Gelsenkirchen |
Peter Lindenberg's künstlerische Position:
Im Außenraum bezieht sich Lindenberg dabei augenzwinkernd
und humorvoll auf den Minimalismus des 20. Jahrhunderts, indem
er auf industriell produzierte Rohmaterialien zurückgreift, mit den
Elementen Vereinfachung, serielle Wiederholung und Monochromie spielt
- dabei jedoch auf poetische Weise die Strenge der Minimal-Art
konterkariert und dadurch einlädt zu Momenten des Lächelns und
Staunens.
Peter Lindenberg beim Aufbau der Kapuzinerkresse 2008, vor der Galerie art scouts, Berlin |
Modelle
Den ausgeführten Außenraum-Skulpturen liegen maquetten-artige Modelle zu Grunde. Die Ur-Kresse entstand zufällig, im Jahre 2002. Der Künstler fand auf der Oranienburger Straße in Berlin ein längeres Stück Draht von kräftigem Durchmesser, achtlos wie eine Ziehharmonika zusammengebogen, grün ummantelt. Im Atelier zerschnitt er seinen Fund in Stücke und setzte zufällig herumliegende Pappschnipsel darauf - die Idee des Kressebüschels war geboren. In Folge experimentierte Lindenberg in einer Vielzahl von Klein-Modellen mit den Variablen Blattform, Stängelzahl, Halterung und Höhe der Stängel.
Dabei nahmen die Modelle gleichzeitig selbst den Charakter
von autonomen Kunstwerken an, die sich als Tisch-Skulpturen oder
Wand-Arbeiten einfügen lassen in jede Art von Wohn- und Büro-Landschaft oder Foyer-Situation, um dort lebensfreundliche und inspirierende Akzente zu setzen.
Peter Lindenberg, Kapuzinerkresse, Modell |
Assoziierte Inhalte
Vor allem dort, wo Lindenberg seine Skulptur-Modelle in die Waagerechte dreht und die Kresse-Pflänzchen aus den Wänden wachsen, mutieren Blätter zu Gesichtern. Nägelknöpfe (als Pendant der Schraubenpaare an den Halterungen der Großskulpturen) schauen den Betrachter an wie Augen, als gehörten sie zu Botschaftern aus dem poetischen Universum von Paul Klee. Und auch bei den Blattformen der Großskulpturen ergeben sich derartige Assoziationen.
Wie Lindenberg ja oben selber sagte, nehmen die aufrecht stehenden Kressen in den Klein- wie Groß-Skulpturen Aspekte menschlicher Charaktere an: Wie die Stängel sich drehen und wenden und die Kressen ihre Hälse in die verschiedensten Richtungen recken, vermutet man Gefühle und menschliche Motive hinter den Bewegungen. Anziehung, Aversion, Neugier, Solidarität - jeder Kressestiel verhält sich anders. Die Einzelpflanzen stehen im Verbund und tun es doch ganz deutlich auf individuelle, jeweils eigene Weise - ein Verhalten, das sich im Positionieren des Menschen in seinem jeweiligen sozialen Umfeld und Zusammenhang wiederfinden lässt.
Wirkung
Diese humane Anmutung macht die Kapuzinerkressen Lindenbergs für
viele so sympathisch. Nicht nur Kinder lieben sie, auch Erwachsene
verwandeln sich im Angesicht der Kressen für Momente wieder in ein
Kind.
Im Nordsternpark zum Beispiel in Gelsenkirchen, wo
eine der realisierten Versionen der Kapuzinerkresse stand, konnte man
an sonnigen Sommertagen immer wieder mal beobachten, wie sich ganz
unabhängig voneinander erwachsene Besucher spontan auf die
Schattenkreise am Boden stellten und dann versuchten, mit
großen Sprüngen von Schattenblatt zu Schattenblatt zu
hüpfen.
Neben dem Effekt der monochromen Primärfarben,
mit denen Lindenberg die Kressen fasst - ein Effekt, der darin
bestehen mag, dass die Farben uns unterschwellig an die bunten
Bauklötze aus frühen Kindertagen erinnern - sind es vor allem die
Größenverhältnisse, die das Kind in uns Erwachsenen wecken.
Alles so schön groß hier und wir so klein - und wer erinnert sich
da nicht an die wundersamen Reisen von Gulliver nach Lilliput und ins
Land der Riesen?
Fazit und Transfer
Wenn
es einer Organisation, einem Unternehmen oder einer
Sammler-Persönlichkeit darum geht, die eigenen zentralen Werte mit
Hilfe der Kunst zu vermitteln, ist es richtig, Kunst mit analogen
Botschaften in den wichtigen Umfeldern der eigenen Aktivität zu
plazieren. Wenn es darüber hinaus das Interesse ist, die Kernziele
eigenen Handelns sogar als unterschwellige Anmutung unaufdringlich
erlebbar zu machen, dann eignen sich die "Kapuzinerkressen"
von Peter Lindenberg in folgenden Kontexten:
Social Responsibility:
Es wird erlebbar, wie der Einzelne in der Gruppe
getragen wird, wie er seinen guten Platz hat, auf dem er gleichzeitig
Raum und Gelegenheit findet, sich individuell zu entfalten und
auszurichten, und er so seinen ganz persönlichen, wertvollen Beitrag
zur Wirkung des Ganzen hinzu geben kann.
Ecological Responsibility:
Indem als inhaltliche Referenz die Kresse gewählt
wird, wird auf die Heilkraft der Natur verwiesen und darauf, dass ein
Gewährenlassen von Wachstumskräften in dafür bereitgestellten
Räumen die Vitalität des Gesamtsystems erhält.
Environmental Responsibility:
Gewachsene Strukturen in kulturellen,
ökologischen und ökonomischen Kontexten verdienen es, erhalten und
auf schonende Weise genutzt oder gegebenenfalls auch umgenutzt zu
werden. Mit der Kresse wird ein Motiv gewählt, bei dem sich
vordergründige Bewertungen wie Unkraut oder Nutzpflanze
relativieren.
Economic Responsibility:
Neben die
rein ökonomischen Kernziele des Unternehmens treten notwendig die
operationalen Ziele gelingender Umsetzung, als deren wichtigstes in
den jüngeren Diskursen das der "Nachhaltigkeit"
diskutiert wurde. Die "Regenerierbarkeit" als den
zentralen Begriff dieses Diskurses symbolisieren die
"Kapuzinerkressen" Lindenbergs auf ganz spontane und
natürliche Weise.
Reputationsmanagement:
Um den
Ruf einer Organisation oder eines Unternehmens zu steuern, bedarf es
eines komplexen Bündels von Maßnahmen in den Bereichen Marketing,
Kommunikationspolitik und Corporate Identity. Für Unternehmen und
Institutionen, zu deren zentralen Anliegen eine lebensfreundliche
Ökonomie sowie lebendige Individualität in sozialen Zusammenhängen
zählen, kann Lindenbergs "Kapuzinerkresse" zu einem
Schlüsselbild werden.
Peter Lindenberg, Kapuzinerkresse, Untersicht |
Permanent realisierte Kapuzinerkresse-Gruppen:
(Nancy Kienholz Foundation)
Aufbau der Kapuzinerkressen in Idaho, 2016 - Fotos.
Aufbau der Kapuzinerkressen in Idaho, 2016 - Videos.
Kunstvermittlung
Kontakt:
Christoph R. Giselher Poche, M.A.
tel.: +49 (0) 151 501 58 414
email: chrispoche(at)yahoo.com
Peter Lindenberg
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Christoph R. Giselher Poche, M.A. Bergmannstr. 58, 10961 Berlin-Kreuzberg
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